Wind- und Wassermühlen im Norden

Wind- und Wassermühlen prägten über Jahrhunderte die Landschaft zwischen Nord- und Ostsee. Fast jedes Dorf besaß eine Mühle, die entweder als Antriebskraft den Wind oder die zahlreichen kleineren Flüsse und Bäche nutzte. Oft wurden sie auch zu Wahrzeichen und gelangten als Postkartenmotiv in alle Welt. Vielfältig waren ihre Einsatzmöglichkeiten, so gab es auch in Schleswig-Holstein und Hamburg Mühlen zur Herstellung von Öl, zum Sägen von Holz, zum Schleifen, zur Papierherstellung und vor allem aber zum Vermahlen des Getreides.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die kleinen Handwerksmühlen zu Gunsten der wieder aufgebauten Großmühlen reihenweise stillgelegt und Prämien für die Stilllegung von Handwerksmühlen gezahlt wurden, ging das „Mühlensterben“ mit großen Schritten voran. Es schien nur noch eine Frage weniger Jahre zu sein, bis auch die letzte Mühle aus dem Landschaftsbild verschwunden sein würde. Zu groß waren die Probleme, zu groß der Aufwand für die Instandsetzung der oft Jahrhunderte alten Mühlen. Die Lasten wuchsen den Müllern über den Kopf.

Der traditionsbewusste Obermeister der Süderdithmarscher Müllerinnung Karl Seupke ergriff die Initiative. Jetzt hieß es, die Mühlen nicht länger wegen ihrer wirtschaftlichen Funktion, sondern wegen ihrer kulturhistorischen Bedeutung zu bewahren. Er gewann schnell Mitstreiter, darunter den Süderdithmarscher Landrat Christoph Bernhard Schücking. Karl Seupke rief die noch tätigen Handwerksmüller zusammen, um einen „Verein zur Erhaltung der Windmühlen an der schleswig-holsteinischen Westküste“ zu gründen. Zum Glück blickte man schnell über die heimatlichen Grenzen hinaus und bezog ganz Schleswig-Holstein, die Wassermühlen und die Hansestadt Hamburg  mit ihrem wertvollen Mühlenbestand ein. Mit Unterstützung von Politik und Kultur wurde am 8.Dezember 1960 der „Verein zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.“ in Meldorf, Kreis Dithmarschen, gegründet. In der abgeänderten Fassung der Satzung von 2017 wurde dem Vereinsnamen hinzugefügt „Landesmühlenverband Schleswig-Holstein und Hamburg“.

Die Mitglieder wählten im Januar 1962 Christoph Bernhard Schücking zum neuen Vorsitzenden; er blieb es 28 Jahre und wurde später Ehrenvorsitzender. Sein Engagement war es auch, das 1987 maßgeblich zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM), der Dachorganisation der 13 Landes- und Regionalverbände, in Minden beitrug.

Es folgte 1990 als Vorsitzender der nunmehr Gesamt-Dithmarscher Landrat Karl-Heinrich Buhse. Am 24.05.1992 übernahm sein Nachfolger im Landratsamt Hans-Jakob Tiessen den Vorsitz im Landesmühlenverband, welchen er nahezu 30 Jahre besonders engagiert ausübte. Etliche richtungweisende Entscheidungen fielen in seine lange Amtszeit. Ihm wiederum folgte – schon mittlerweile zur Tradition geworden – der von der Mitgliederversammlung am 19.09.2020 zum Vorsitzenden gewählte Landrat des mühlenreichsten Kreises Dithmarschen, Stefan Mohrdieck. Der Wechsel fand am 01.03.2021 statt.